Gräber,
Friedhöfe und Begräbnisse (weltweit) Graves, Cemeteries, and Funerals (worldwide) Mezarlar, Mezarlıklar ve
Cenazeler (dünya çapında) Fortsetzung |
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Zigeunergräber I Alle Fotos
dieser Seite aus: Vormerkung: Zigeuner,
besonders Sinti, möchten nicht gerne, daß man sie
„erforscht“ und ihre Kultur dokumentiert, wozu eben auch die Grabkultur gehört.
Manchmal wird das dann als „Tabu“ bezeichnet, obwohl häufig nichts anderes dahintersteckt, als daß man als
Zigeuner nicht in Erscheinung treten will bzw. die negativen, teils tödlichen
Erfahrungen der Nazizeit mit „Forschern“ traumatische Spuren hinterlassen
haben. Die mit dem Tod verbundenen Vorstellungen und Gebräuche sind heute
auch bei den Sinti nicht mehr die gleichen wie vor etwa einem Jahrhundert.
Eine bloße Darstellung von Gräbern sollte – im Rahmen der religiösen
Vorstellungen der Sinti gedacht – nicht als Tabubruch betrachtet werden,
obwohl das manche Traditionalisten so sehen mögen; nicht alle Sinti wenden
sich denn auch dagegen. Ein manchmal in dem Zusammenhang behauptetes Verbot,
Fotos von Verstorbenen wiederzugeben, ist nicht nachzuvollziehen, da gerade
auf Gräbern häufig solche Fotos zu finden sind. Andererseits ist es aber kaum
möglich, Verständnis für sie und ihre Kultur zu wecken – eine der Voraussetzungen
einer Antidiskriminierungsarbeit (der sich ja einige Sinti-Verbände
hauptsächlich verschrieben haben) – wenn man nichts darüber veröffentlicht. So ist es auch der Fall mit
einer Dokumentation von Gräbern, obgleich die für jeden sichtbar auf
Friedhöfen zu sehen bzw. zu bewundern und manchmal sogar Gegenstand von
Friedhofsbesichtungen sind. Viele Gräber – von den verschiedenen in
Deutschland lebenden Zigeunergruppen die der Sinti allerdings eher weniger –
sind derart auffällig, daß ein Geheimhalten der
Identität der Verstorbenen bzw. der Hinterbliebenen, die die Grabstätten
haben errichten lassen, ohnehin nicht möglich und offensichtlich auch gar
nicht beabsichtigt ist. Auch die Tatsache, daß
(möglicherweise anders als vor einem Jahrhundert) Namen auf den Grabsteinen
stehen und häufig eben auch Fotos der Verstorbenen angebracht sind, zeigt
ebenfalls, daß sich wohl auch hier das Verhältnis
zu Verstorbenen geändert hat bzw. in Änderung begriffen ist. Um eine gewisse Anonymität mit
dem Bedürfnis nach exakter Dokumentation (wozu eigentlich auch die genaue
Lokalisierung gehören müßte) in Einklang zu
bringen, wurde bei den Zigeunergräbern auf die genaue Nennung des Friedhofs
verzichtet und lediglich der Ort genannt und in manchen Fällen auch der
Familienname unkenntlich gemacht. Es wurde hier auch bewußt
von einer Übersetzung der Inschriften auf Rom(a)nes
(Sintetikes) bei den Sinti-Gräbern
abgesehen, da dies nur unnötige Proteste hervorrufen würde. Da natürlich die allermeisten
Verstorbenen bzw. ihre Familien nicht persönlich bekannt waren, konnte eine
Zuordnung der jeweiligen Gräber zu den verschiedenen Zigeunergruppen
hauptsächlich nur anhand der Familiennamen, teilweise der Grabgestaltung, der
Lage der Gräber (Nachbarschaft zu anderen Zigeunergräbern), allgemeinen
Auskünften von Zigeunern zu verschiedenen Familiennamen und dem Studium der einschlägigen
Literatur geschehen. Da manche Familiennamen jedoch bei verschiedenen
Zigeunergruppen existieren und natürlich auch Verbindungen zwischen
verschiedenen Gruppen stattgefunden hat, sind
hierbei falsche Zuordnungen nicht ausgeschlossen, wenngleich sie relativ
gering sein dürften. Es kann vermutet werden, daß die Initiative des Zentralrates Deutscher Sinti und
Roma, die Gräber von NS-verfolg-ten Zigeunern von
den jeweiligen Kommunen dauerhaft unterhalten zu lassen, auf diese Webseite
zurückzuführen ist, was dieser jedoch, falls dem so sein sollte, sicher nicht
zugeben würde. Inzwischen (Stand: Mai 2019)
hat der Ersteller dieser Webseite allein in
Deutschland fast 1.600 Grabstätten von Zigeunern fotographisch dokumentiert;
die folgenden Fotos sind also nur ein kleiner Ausschnitt aus dieser
Dokumentation. Zum Begriff „Zigeuner“ siehe: http://www.rbenninghaus.de/zigeuner-begriff.htm
„Umstritten
ist unter Sinti und Roma aber auch grundsätzlich,
ob eine selbstbewußte Öffnung zur
Außenwelt ihre kulturelle Identität bewahrt oder zerstört. Traditionalisten sehen die Möglichkeit des Bewahrens in erster Linie im Abschirmen gegen die Öffentlichkeit. Die dahinter stehenden Befürchtungen sind sicher nicht
unbegründet. Mit den progressiven Sinti und Roma glaube ich jedoch, daß
gegen die Tendenz zur kulturellen Nivellierung in unserer Massengesellschaft nur ein Bewahren durch Öffnen möglich ist. Nur so hat die junge Generation der Sinti und Roma in aller Öffentlichkeit
die Chance, auf die eigene Sprache und Kultur stolz zu sein.“ Erich Renner im Vorwort zu dem von ihm herausgegebenen Buch: Zigeunerleben Der Lebensbericht des Sinti-Musikers und Geigenbauers Adolf Boko Winterstein Frankfurt/ M. 1988 „Wir haben nur eine Chance, als Sinti zu überleben, mit
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uns öffnen, Einblick geben in unsere Vorstellung vom Leben. Unsere Lebensweise, unsere Kultur ist kein Geheimnis.“ Romani Rose,
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Literatur: Mit
einem * gekennzeichnete Literaturangaben sind noch unvollständig bzw. konnten
bisher nicht auf ihre bibliographische Richtigkeit überprüft werden. ABELS, A.: Totenbräuche
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„Recollections of Hoboes, Gypsies, funerals and cemeteries”, in: Old Brooklyn
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http://oldbrooklyn.com/history110101.html Gräber von Zigeunern aus England auf dem Woodland Cemetery (Dayton/ Ohio): http://woodlandarboretum.org/gravestone.htm Zigeunergräber auf Friedhöfen in Cincinnati/ Ohio (Rick van Sant: „Cincinnati on the
gypsy trail“, in: The Cincinnati Post, 15.07.1997):
http://www.cincypost.com/news/1997/gypsy071597.html Zigeunergräber auf dem Rose Hill
Cemetery (Meridian/ Mississippi): http://foclark.tripod.com/gypsy/rosehill.html
Zigeunerbegräbnis 1938 in New York: http://educate.si.edu/migrations/gyp/fnrl.html Grab eines unbekannten Zigeunerjungen in Suffolk (Großbritannien): http://www.grantham.karoo.net/paul/graves/gypsyboy.htm Geschichte über das Grab eines Sinto (Lallero)
in Osendorf (aus: Mitteldeutsche Zeitung,
05.05.1999): http://www.osendorf.de/osdwebsite007.htm Sage über das Grab eines „Zigeunerkönigs“in
Borken: http://www.borken.de/touristik/radtour.html |
|||
- deutsche Sinti (Sinté)- (überwiegend
römisch-katholisch, teilweise freikirchlich) |
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Abb.197 Begräbnis eines
deutschen Sinto. Während auf den
Grabsteinen überwiegend nur der „bürgerliche“
Name aufgeführt ist, finden sich auf den
Kranzschleifen vielfach die Sinti-Namen. (Köln)
|
Abb.198 Angehörige der Wolf-Familie.
Zusätzlich zu dem Musikinstrument auf der
hölzernen Grabtafel hat man das Grab noch mit
einem Gebinde, in das ebenfalls ein
Instrument (Cello oder Geige) eingebunden ist,
geschmückt. (Köln) |
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Abb.199Dieses Holzkreuz ist sicher eine
Rarität, wenn man davon ausgeht, daß der
hier beerdigte Sinto der Winterstein- Familie 1930 gestorben ist und das
Kreuz ebenso alt ist. Die Art der Schnitzerei ist ebenfalls von
einem der Wintersteins auf verschiedenen Grabkreuzen
angebracht worden; vielleicht sogar von dem
Verstorbenen. Überhaupt war Holzschnitzerei (heute
Bildhauerarbeiten in rotem Sandstein) bei dieser schon lange in
der Pfalz beheimateten Sinti-Familie
verbreitet. (Landau) |
Abb.200 Reiche Holzschnitzereien finden sich
nicht nur an diesem Sinti-Grabmal,
sondern auch noch anderen auf dem gleichen Friedhof. Je mehr man in den
Süden Deutschlands kommt, umso häufiger trifft man
bei Sinti-Gräbern auf Holzausführungen. (Mainz) |
||
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Abb.201Grabstätte süddeutscher Sinti. Hier
ist ein Schnitzer begraben, der verschiedene
Holzkreuze für seine Leute gefertigt hat; er war
gleichzeitig auch Instrumentenbauer und Musiker. (Köln) |
Abb.202Ältere Gräber
süddeutscher Sinti. Offenbar sind die Holzkreuze von dem
gleichen Schnitzer wie auf Abb.196 hergestellt. Die Holzkreuze scheinen meist
einer älteren Grabkultur („-mode“) anzugehören als die
Grabsteine. (Köln) |
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||
Abb.203Medaillon mit dem Bild
eines Sinti-Gitarristen in „malerischer“
Kleidung. Der Familienname Lehmann taucht auch bei
den Lalleri auf. (Grabstein wie auf
Abb.196, Mitte) (Köln) |
Abb.204 Reich verziertes Grabkreuz
für einen Angehörigen einer
südwestdeutschen-elsässischen Sinti-Familie. (Bad Kreuznach) |
||
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|
||
Abb.205Strickutensilien auf dem Grabstein
einer Sintizza, die mit dem Stricken zum Teil ihren
Lebensunterhalt bestritten haben soll. (Minden) |
Abb.206
Die Familie Lora soll ihren Namen von
dem Ort Friedrichslohra in
Sachsen bekommen haben, wo Friedrich der Große Ende des 18.Jhs.
Zigeuner hat ansiedeln lassen. (Castrop-Rauxel) |
||
|
|
||
Abb.207
Grab zweier Sinti (Brüder
?), die wohl zu den mitteldeutschen-schlesischen
Sinti gehören, von denen vermutlich
mindestens einer Zither gespielt haben dürfte.
Musikinstrumente finden sich auf Sinti- Gräbern häufig, da
Musizieren eines ihrer Hauptbetätigungsfelder war und ist. Überhaupt sind die Grabsteine von
Zigeunern, zumindest in den hiesigen Breiten, im
allgemeinen viel individueller gestaltet und auf
die Vorlieben oder Besonderheiten der verstorbenen
Person zugeschnitten, als das bei
Nichtzigeunern der Fall ist. (Viersen) |
Abb.208
Da früher viele Sinti
auch mit Pferden gehandelt haben, finden sich Darstellungen rund um das Pferd nicht selten auch
auf den Grabmählern wieder. Die weit verbreitete Sinti-Familie Lagerin (Lagrin, Lagrène, Lagryn) stammt wohl
ursprünglich aus Lothringen bzw. dem Elsaß. (Wiesbaden) |
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Fotos und Texte © Rüdiger Benninghaus
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