Drusen in Israel, auf dem Golan

und in Süd-Syrien

 

 

Die Drusen (Arab.: ad-Durūz) sind eine heutzutage Arabisch sprechende Bevölkerung in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien (wenig); darüber hinaus leben drusische Migranten vor allem auch in den USA (besonders im Raum Detroit) und in Frankreich.

Die Gesamtzahl der Drusen wird zwischen 350. und 900.000 geschätzt, wobei letztere Zahl (natürlich) von Drusen selbst angegeben wird.

Die Drusen, die sich selbst auch Muwaḥḥidūn ("Bekenner der Einheit Gottes", also Monotheisten) nennen, haben eine eigene, synkretistische Religion, die sich vom sunnitischen und schi‘itischen Islam unterscheidet und u.a. extrem-schi‘itische (isma’ilitische), christliche und gnostische Elemente beinhaltet. Sie wurde 1017 in Ägypten gestiftet und fand, bis um 1050 eine weitere Aufnahme in die Religion (theoretisch) ausgeschlossen wurde, Anhänger unter verschiedenen ethnischen Gruppen; so ist z.B. die bekannte libanesische Drusenfamilie Dschumblat kurdischen Ursprungs.

Die besondere Religion hat die Drusen trotz ihrer arabischen Muttersprache zu einer eigenen ethnischen Gruppe werden lassen, wenngleich sich heute ein (noch) kleiner Teil der jungen Drusen in Israel stärker einem arabischen Nationalismus zuwendet.

Ähnlich wie die ebenfalls arabischsprachigen Alawiten (Nusairier), deren Religion manche ähnliche Züge aufweist (z.B. der Glaube an Seelenwanderung und Reinkarnation und die Geheimhaltung der religiösen Lehren vor Nichtein-geweihten) teilt sich die drusische Bevölkerung in die kleinere Gruppe der 'uqqāl (Wissende, Eingeweihte) und die der djuhhāl (Unwissende, Nichteingeweihte), was sich z.B. schon in der Kleidung der Männer ausdrückt. Die djuhhāl kennen lediglich einige Äußerlichkeiten der Religion bzw. der religiösen Tradition.

Der drusischen Religion kann nur angehören, wer von drusischen Eltern abstammt; man muß jedoch in die religiösen Lehren (hikma) initiiert werden, um an den religiösen Zusammenkünften (regelmäßig donnerstags abends) teilnehmen zu können.

Endogamie (Heirat ausschließlich in der eigenen ethnischen Gruppe) ist ein weiteres Kennzeichen der Drusen.
In Israel leben Drusen (etwa 60.000) in zwei Dörfern auf dem Karmel-Gebirge, in weiteren 16 Siedlungen in Galiläa – zum Teil zusammen mit christlichen und muslimischen Arabern – und in vier Dörfern (ca. 17.000 Menschen) auf den seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 von Israel besetzten und später annektierten, ehemals syrischen Golan-Höhen.                                                                                 
Ein Charakteristikum der Drusen ist ihre Loyalität zu dem jeweiligen Staat, in dem sie leben. So haben die israelischen Drusen ihre Loyalität zum Staate Israel u.a. dadurch demonstriert, daß ihre geistliche Führung 1956 für ihre Gemein-schaft die Wehrpflicht in der israelischen Verteidigungsarmee (Tzahal) vereinbart hat. Die traditionell wehrhaften Drusen dienen seit der Zeit besonders bei den Grenztruppen und bei der Polizei.

Die unsichere politische Zukunft der Golan-Höhen läßt die dortigen Drusen zwischen Kooperation und Ablehnung schwanken.  

Ein "Chamäleon-Verhalten", das in der schi’itischen Tradition der taqiyya (die von der Religion erlaubte Möglichkeit des Verleugnens des eigenen Glaubens bei Gefahr für Leib und Leben) begründet liegt, kennzeichnet das politische Handeln der Drusen in Geschichte und Gegenwart und hat dadurch zu einem Überleben dieser Religionsgemeinschaft/ ethnischen Gruppe mit beigetragen.

In Israel sind die Drusen seit den 50er Jahren als selbständige Religionsgemeinschaft mit eigenen religiösen Institu-tionen anerkannt.

Eines der wichtigsten drusischen Heiligtümer, das Grab von Yethro, Moses‘ Schwiegervater, den Araber und Drusen als Nebi Shu’eib (Nabī Shu’aib) kennen, liegt in Israel, wenig westlich des Kinnereth-Sees. Dorthin findet jedes Jahr um den 25. April eine größere Wallfahrt statt, die zum Teil in eine politische Demonstration für den Staat Israel mündet(e).

Die Drusen in Syrien sind im Süden, in dem Djabal ad-Durūz ("Drusenberg") oder Hawrān genannten Gebiet mit dem Hauptort Suweida konzentriert. 

 

 

 

Bücher zum Thema:

 

 

ABU-IZZEDDIN, Nejla M.:
  The Druzes
  A new study of their history, faith and society
  Leiden u.a. 1993 (2nd print)


ATASHE, Zeidan:
  Druze & Jews in Israel – a shared destiny
  Brighton 1995


BEN-DOR, Gabriel:
  The Druzes in Israel
  A political study
  Political innovation and integration in a Middle Eastern minority
  Jerusalem 1979


BETTS, Robert Brenton:
  The Druze
  New Haven u.a. 1988


DANA, Nissim:
  The Druse
  A religious community in transition
  Jerusalem 1980


FIRRO, Kais M.:
  A History of the Druzes
  (Handbuch der Orientalistik, Bd.8, Religion, 2; Erg.-Bd.9)
  Leiden 1992


FIRRO, Kais M.:
  The Druzes in the Jewish State
  A brief history
  (Social, Economic and Political Studies of the Middle East, 64)
  Leiden u.a. 1999


KLEIN, Peggy:

   Die Drusen in Israel

   Marburg 2001

 

MAKAREM, Sami Nasib:
  The Druze Faith
  Delmar/ NY 1977 (2nd print)


MÜLLER, Klaus E.:
   Kulturhistorische Studien zur Genese pseudo-islamischer Sektengebilde in Vorderasien
   (Studien zur Kulturkunde, 22.Bd.)
   Wiesbaden 1967


PARSONS, Laila:
  The Druze between Palestine and Israel: 1947-49
  Basingstoke 2000


SCHENK, Bernadette:
  Kamal Gunbulat
  Das arabisch-islamische Erbe und die Rolle der Drusen in seiner Konzeption der libanesischen Geschichte
   (Islamkundliche Untersuchungen, Bd.176)
   Berlin 1994


SCHMUCKER, Werner:
  Krise und Erneuerung im libanesischen Drusentum
  (Studien zum Minderheitenproblem im Islam, Bd.3/ Bonner orientalistische Studien, N.S., 27,3)
  Bonn 1979


SWAYD, Samy Shavit:
  The Druzes
   An annotated bibliography
  Kirkland/WA 1998

 

Web-Seiten:

 

Israel Druze Society
http://members.nana.co.il/planet/ananhala/druze.htm

Haifa University, Jewish-Arab Center/ Gustav Heinmann Institute for Middle Eastern Studies, Druze Research & Archive Section
http://research.haifa.ac.il/~druze/

Druze Research and Publication Institute (New York)
http://www.druzeinfo.com/index.html

San Diego State University, Institute of Druze Studies
http://www.druzestudies.org

American Druze Society (Michigan)
http://www.druze.org

Druzenet (Libanon)
http://www.druzenet.org

 

Abb.1

Orte mit drusischem Bevölkerungsanteil im nördlichen Israel

(aus: Ben-Dor 1979, S.105)

Abb.2

Bevölkerungsverhältnisse in drusisch-bewohnten Ortschaften Israels und des Golans nach der Volkszählung von 1974

(aus: Dana 1980, S.212)

 

 

Auf dem Karmel

 

Abb.3

Drusische Hochzeit in Daliyat el-Karmel

 

Abb.4

Drusische Hochzeit in Daliyat el-Karmel.

Männer tanzen auf der Straße

 

Abb.5

Drusische Hochzeit in Daliyat el-Karmel.

Der Bräutigam (mit Sonnenschirm) auf einem Pferd

vor einem Versammlungshaus

 

Abb.6

Drusische Hochzeit in Daliyat el-Karmel.

Der Bräutigam

 

Abb.7

Ein drusischer zionistischer Verein (gegr. 1976)

in Daliyat el-Karmel

(aus: Das neue Israel)

 

Abb.8

Die (allgemeine) drusische Fahne mit dem Zusatz eines

Magen David (Davidsschild) für die drusischen Einheiten

in den israelischen Streitkräften

(aus: http://www.flags-by-swi.com/fotw/flags/il-druz.html)

 

Abb.9

Junge Drusen in Daliyat el-Karmel

 

Abb.10

Drusenkinder in Daliyat el-Karmel

 

 

Fortsetzung

 

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Fotos © Rüdiger Benninghaus (außer Abb. 1, 2, 8 und 16)

 

1975: Abb. 3-6, 13, 14-16, 22, 23

1976: Abb. 9, 10, 18-21

1980: Abb. 11, 12, 13, 24-37

 

Zuletzt ergänzt am 20.Januar 2003

 

 

 

 

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